Servene Autor und Verleger, vor zehn Jahren selbst nach Mannheim zugereist, erzählt ein Großstadt-Epos, aus den Blickwinkeln verschiedener Zugereister, die ihre Geschichten aus der Welt mitbringen. Der Roman besteht aus vier Büchern; Fell, Seife, Brot, Knochen.

Brunhild von Heppe ist, nicht nur, wegen des Stadtjubiläums 2007 aus Berlin nach Mannheim gezogen. Sie will “ein Haus” schaffen, doch welches, das wird sich erst nach und nach erweisen. Zunächst erzählt sie die Geschichte vom Rattenfell sie ist zugleich die Geschichte eines üblen Verrats.

Im zweiten Buch hat Brunhild es geschafft, die Geschichte von Johannes Deprez aufzutreiben. Johannes wuchs in einem Dorf und im Filsbach-Viertel MA auf. Er fand seine Traumfrau, Astrid Astor, hat bei SAP-Walldorf gearbeitet, als seine kleine Tochter getötet wird. Er rastet aus, begeht Selbstmordversuch in der Haft, den er aber überlebt. Seitdem wird er vom “Zentralinstitut für seelische Gesundheit” betreut, gelegentlich auch in der “Geschlossenen” in Wiesloch. Er “verschiebt” sein Trauma und fantasiert von einem Mord, den er selbst begangen hat.

Das dritte Buch ist die unterhaltsame und witzige fiktive Biografie “des deutschen Mannes Justus Lorang”. Dessen Vertraute Brunhild von Heppe hat es übernommen, aus Lorangs Tagebuchaufzeichnungen und Berichten seiner weiblichen wie männlichen Weggenossen mosaikartig das Lebensbild eines vielseitigen Mannes entstehen zu lassen, der sich selbst als‚ das Fleisch gewordene Copyright diverser deutscher Michels’ bezeichnet.

Der abschließende Teil spielt in den zwölf Monaten des Jahres 2007, also auch ein wenig in der Zukunft. Mannheim im Jubeljahr. Justus und Enni Lorang können sich nicht richtig freuen, obwohl Brunhild von Heppe, nun ihre neue Nachbarin, sie aufzumuntern versucht. Enni ist seit Januar arbeitslos, Justus hat begriffen, dass Brunhild von Heppe nicht nur sein Leben als Stoff für ihr “Werk” künstlerisch “vergolden” will, sondern ihm auch seine Geschichten klaut und für eigen ausgibt.

Dimitré Dinev, Lieblingsautor des österreichischen Kanzlers Gusenbauer, schreibt: “Wer über Klaus Servenes Sätze wandert, merkt nicht, wie bald er gierig den verschiedensten Gerüchen nacheilt. Etwas kocht. Mal in uns, mal in unserer Nähe, denn die Welt bei ihm ist ein Gericht, an dem wir, die Unersättlichen, uns die Zunge verbrennen.”

Am Donnerstag 24.Mai 20Uhr im Café Filsbach J 6, 1-2 stellt Servene seinen Roman in einer Lesung vor dazu gibt’s Musik von Peter Tröster u.a.
(ausführliche Besprechung folgt.)

Klaus Servene: Zugereist. ISBN 978-3-936625-10-7, Kartoniert, A5, 504 Seiten, Originalausgabe März 2007, andiamo-Verlag, Mannheim – Limitierte Sonderauflage 24.50 Euro.