Noten zum täglichen Leben

21. März 2004 | Von | Kategorie: In eigener Sache

Unverzichtbare Geister …

Sophia MietzotakisSpeedy Katzuko Yamamoto

“Wo das Leben besonders eingeengt, angespannt, willensbewusst ist, da liebt man am meisten die Katze. Im Arbeitszimmer des Literaten, zwischen all den Blättern, Wörterbüchern und Merkzetteln, ist die Katze eine notwendige Ergänzung von launigem Leichtsinn und Freiheit.”

Emilio Cecchi, Katzenaugen, aus: Goldfische.
Eine Auswahl von Erzählungen und Essays aus dem Gesamtwerk
© Manesse Verlag, Zürich 1973.

… in der häuslichen Bibliothek

Ich habe spaßeshalber versucht, die obersten hundert Dewey-Klassen zu verwenden, aber das funktionierte nur teilweise, weil sich meine Bedürfnisse nicht immer damit deckten. – Jetzt hab ich die Belletristik alphabetisch nach Herkunft der AutorInnen und innerhalb dessen wieder alphabetisch aufgestellt, z.B. englische, französiche, griechische, italienische, österreichische, russische Literatur etc.

Das Problem der Aufstellung erweist sich bei mir weniger als eine Frage der Systematik als eine Frage der Bestandserhaltung.

Nach der Rost´schen Definition (Rost, Der Bibliothekar, Leipzig 1990, S. 7) könnte ich als ‘bibliophil’ durchgehen unsere beiden herzallerliebsten ‘Bibliotheks-Katzen’ sind je nach Gemütszustand als Biblioskop (durchblättern ohne zu lesen), bzw. Biblioverse (zweckentfremden der Bücher) oder gar Biblioklasten (Buchzerstörer) zu bezeichnen. Obwohl im Arbeitszimmer ein Teil von Nachbars Kirschbaum vom Boden bis zur Decke reicht, ist “Lenin – Leben und Werk” ein Gedenkband des Zentralkomitees der KPdSU von 1924 mit allen Grabreden, die bei Lenins Beerdigung gehalten wurden, bevorzugtes Opfer ihrer Kratz-Wut.
Wenn nachts 20 Bände Hegel aus dem Regal rauschen und sich mit lauten Geschepper mit den Fellini-Videocassetten auf einem Haufen einfinden, ist die schönste Systematik dahin.

Es ist zu befürchten, selbst eine rein virtuelle Bibliothek, würde beim überqueren der Computer – Tastatur schnell Opfer der Löschtaste.

Fazit …

Gewöhnliche Menschen mag die Katze nicht.
Als Magnetiseurin u. Mystikerin ermüdet sie oberflächliche Geister.
Die Wissen die Anmut ihrer Art nicht zu schätzen.
(Konstantinos Kavafis)

Einmal starrte der Kater von meiner Schulter aus
mit seinen goldenen Augen weit in die Ferne und da war
mir als käme von drüben ein starker Widerstrahl auf mich
zu wie eine so sagt man wohl unheilbare Sehnsucht
(Odysseas Elytis: Der Lichtbaum)

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