Ann Cotten: Clemens Brentano Preis 2008

18. Februar 2008 | Von | Kategorie: Literaturveranstaltungen

Ann Cotten: Fremdwoerterbuchsonette»Es grassiert eine Lyrik, da kann ich mir manchmal den Gedanken nicht verkneifen an das Aquarellieren von respektablen Töchtern vergangener Jahrhunderte, nur dass es vielleicht heute eher sensible junge Herren sind, die damit bei depressiven Mädchen ankommen wollen, und vice versa. Man lasse sie doch klampfen, aber man hüte sich, das zu ernst zu nehmen.« Von Ann Cotten, der neuen Brentano-Preisträgerin des Jahres 2008, stammen diese Sätze. Geklampfe ist von ihr nicht zu erwarten.

1982 in Iowa in den USA geboren, in Wien aufgewachsen, lebt Ann Cotten seit 2006 in Berlin. Ihr Germanistikstudium beendete sie mit einer Arbeit über die Liste in der konkreten Poesie. Den Clemens Brentano Förderpreis der Stadt Heidelberg erhält sie für ihre in der Edition Suhrkamp erschienenen »Fremdwörterbuchsonette«. Der Band ist ihre erste eigenständige Buchveröffentlichung. Dafür wurde sie 2007 bereits vom österreichischen Bundeskanzleramt mit dem »Reinhard-Priessnitz-Preis« ausgezeichnet.

Die Heidelberger Jury (Ursula März, Burkhard Spinnen u.a.) würdigte ihr »anarchisches Formbewusstsein und ihren künstlerischen Eigensinn«. »Ann Cotten«, so die Jury, »belebt die Tradition des Sonetts und bringt unpoetisches Sprachmaterial zum Klingen«. Der Preis wird am 1. Juli 2008 durch Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner in Heidelberg an Ann Cotten überreicht. Eine öffentliche Lesung mit der Preisträgerin findet am 2. Juli 2008 um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Heidelberg statt. Zur Zeit ist sie auf Lesetour in Deutschland und Österreich unterwegs.

Die anfangs zitierte Passage entstammt einem lesenswerten Beitrag von Ann Cotten zum Thema »Lyrik heute« auf Lyrikkritik.de, der auch zu einem beachtenswerten Schluss kommt: »Es geht dabei ja um ein Spiel – ein alter Topos, den wir etwa von Schiller kennen: Dass der Ernst nur, wenn er spielerisch, relativistisch, experimentell, autoreflexiv gehandhabt wird, nicht unterkomplex ist, und umgekehrt (keine billige Umkehrung, sondern eine Schraubendrehung weiter ((Handkuss an Serner))) muss dieses Spiel mit einem Riesenernst, mit dem Einsatz von nichts weniger als der gesamten eigenen Existenz betrieben werden. Das bedeutet, dass jedes Mittel höchstens temporär das richtige ist und nicht nur immer wieder, sondern fast immer in Frage stehen muss; dass alles auf dem Spiel steht. Das dürfen wir auch dann nicht vergessen, wenn wir mit Scheiße Preise gewinnen: Es gibt keine sichere Methode.«

Ann Cotten: Fremdwörterbuchsonette : Gedichte, 1. Aufl. 2007, Frankfurt, M. : Suhrkamp, ISBN: 978-3-518-12497-0
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Ann Cotten in:
Hermetisch offen, Heuer, Stefan. – Berlin : Schwöbel-Frank, Johannes, 2008
Mitte, Blunk, Julian. – Graz : edition schreibkraft, 2006.
Noch Fragen? Götz, Hermann. – Graz : edition schreibkraft, 2007
DER FICKER no. 2 Cole, Peter. – Wien : Schlebrügge Editor, 2006

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