Miriam Magall: Ein Rundgang durch das jüdische Heidelberg

12. Juni 2007 | Von | Kategorie: Buchmarkt regional

Vor knapp einem Jahr ist von Miriam Magall “Ein Rundgang durch das jüdische Heidelberg” im Universitätsverlag Winter erschienen. Die Autorin, Sprachwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, arbeitet als Publizistin, Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin. Sie lebte bis 1988 in Tel-Aviv, dann in Heidelberg, seit 2002 in München. “Ein Rundgang durch das jüdische Heidelberg” nennt sie ihr persönliches Abschiedsgeschenk an die Stadt, in der sie 15 Jahre ihres Lebens verbracht hat und in dieser Zeit ehrenamtlich im Vorstand der Chewra Kadischa und im Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde, ausserdem jüdisches Vorstandsmitglied in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und des Freundeskreises Heidelberg-Rehovoth war.

“Ein Rundgang durch das jüdische Heidelberg” wendet sich vierzehn jüdischen Stätten der Stadt zu. Ziel des Rundgangs sind die Orte, an denen die drei Synagogen in dieser Stadt einst standen oder heute stehen, zusammen mit ihrer Mikve und den drei jüdischen Friedhöfen, die es im Verlauf der 700-jährigen jüdischen Geschichte in Heidelberg gegeben hat bzw. gibt.

Dieser Rundgang durch das jüdische Heidelberg ist die Frucht eigener Erfahrung, von der Verfasserin mit eigenen Füßen erwandert auf Dutzenden von Führungen mit den unterschiedlichsten Teilnehmern. Ebenso entspringt die Schilderung der Neugestaltung des Alten Synagogenplatzes sowie der Einweihung der dritten Synagoge direktem persönlichem Erfahren. Für die kunsthistorische Beschreibung vor allem der drei Synagogenbauten wurden zum Teil erst kürzlich entdeckte Unterlagen und Fotos herangezogen, sodass auch hier Neuland betreten wird.

In der Einleitung schreibt Miriam Magall, während der Rundgänge und Führungen durch Heidelberg “wurde ich immer wieder gefragt, ob es ein Buch gebe, in dem Teilnehmer an solchen Rundgängen in aller Ruhe zu Hause darüber nachlesen oder sich vorbereiten können. Bisher musste ich diese Frage immer verneinen. Mit dieser Publikation komme ich also dem häufig geäußerten Wunsch nach einer solchen Dokumentation nach.” Die Autorin beschränkt sich nicht auf die vierzehn, ausführlich beschriebenen Wegstationen, von denen zehn ihren eigentlichen Rundgang wiedergeben, sondern sie gibt auch zusätzlich Auskunft über die Geschichte der Juden in Heidelberg.

Michael Buselmeiers literarische Führungen durch Heidelberg können sich gegen den Touristentrubel in den Strassen der Altstadt mühelos und kraftvoll durchsetzen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Den Rundgängen durch das jüdische Heidelberg von Miriam Magall wünscht man die frühen Morgenstunden, den Sonnenaufgang, die Stille des heraufziehenden Tages, wenn die Strassen und Gassen der Altstadt noch leer sind und ein kühler Wind von der Rheinebene her über den Neckar streicht, die Nebel vertreibt und auch den Kopf frei macht: Aufnahmefähig für eine Geschichte und Realität, die gewaltige Emotionen freisetzt und nicht nur in der jüdischen Gemeinde, sondern auch im Gesicht der Stadt ihre Narben hinterlassen hat, die tagsüber in der Hektik des Alltags meist wie lästiger Schorf oder gar nicht wahrgenommen werden.

Miriam Magalls Rundgang durch das jüdische Heidelberg ist Pflicht und Kür für jeden an der Geschichte Heidelbergs Interessierten egal ob Heidelberger, zugereist oder Tourist.

Miriam Magall: Ein Rundgang durch das jüdische Heidelberg. Heidelberg. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2006 176 S. ISBN: 3-8253-5173-4
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