Mannheimer Morde: Jeden Tag einen guten Tod

24. Oktober 2007 | Von | Kategorie: Regional-Krimi

„Der Krimi ist das beliebteste Literaturgenre, eines, das zudem von allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen gelesen wird. Auch für Autorinnen und Autoren bedeutet die Begegnung mit dem Verbrechen eine besondere Herausforderung, denn jede Spannung lebt von der Kunst des gekonnten Erzählens.“ So schreibt Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seinem Vorwort zu der seit Monatsbeginn vorliegenden Anthologie: Mannheimer Morde.

Die Herausgeberinnen Dietlind Kreber, Bettina von Cossel und Patrizia S. Prudenzi, alle von den „Mörderischen Schwestern“ (deutsche Sektion von „sisters in crime“) legen 30 Geschichten von 27 Autorinnen und Autoren vor; „alte Krimi-Hasen“ und „Frischlinge“ beiderlei Geschlechts sind vertreten. Den Geschichten ist eines gemeinsam: Der Tatort Mannheim. Angeordnet sind sie in alphabetischer Reihenfolge der Titel. Man kann es als Ausdruck für Toleranz und augenzwinkernde Selbstironie der Herausgeberinnen werten – oder aber den Herren der Schöpfung ist es durch geschickte Auswahl des Titels wieder einmal gelungen, sich an die Spitze zu setzen.

In Walter Passians Eröffnungsgeschichte „99“, die so etwas wie einen Grundton der Anthologie definiert, findet sich der Protagonist als einziger Mann im Club der krimischreibenden Hausfrauen „Tödliche Damen“ bei einer Vorstellung im Nationaltheater wieder. Ein Musical zum Stadtjubiläum wird gegeben und auf der Bühne und im Publikum gemeuchelt. Eine Geschichte von Bettina von Cossel erklärt uns endlich, warum Jack the Ripper von Scotland Yard nie gefunden werden konnte. Jo Arnold serviert eine Variante von „Himmel und Erd“ mit Leber- und Blutwürsten der besonderen Art. Simone Jöst hetzt ihre Kommissarin am hellichten Tag zu Fuß durch die Quadrate, während Meinrad Braun mit dem Ferrari vom Strandbad aus durchs nächtlich Mannheim düst und Manfred H. Krämer mit dem Jaguar zur Toten-Hochzeit ins Dahner Land fährt. Thomas Schnepf erteilt uns im Restaurant am Fluss eine Unterrichtsstunde in Sachen Mord.

Bei der Fülle von Geschichten und Autoren ist eine einheitliche Bewertung unmöglich. Es gibt solides Handwerk, einige Leckerbissen aber auch Etüden aus der Schreibwerkstatt. Der häufige Bezug auf das Mannheimer Stadtjubiläum in den Geschichten und die Prämisse: Tatort Mannheim, sofern sie konsequent eingehalten und nicht souverän genutzt oder umschifft wird, macht die Sammlung streckenweise zu Variationen eines Themas und führt zu Ermüdungserscheinungen, wenn man mehrere Geschichten hintereinander liest. Aber nach dem abgewandelten Pfadfinder-Motto: „Jeden Tag einen guten Tod“ muss die Mimi einen ganzen Monat lang ohne Krimi nie ins Bett. Sie kann dabei durchaus die eine oder andere Autorin oder Autoren entdecken, bei der oder dem es sich lohnen könnte, auch seine Bücher zu lesen.
(siehe auch: Neues vom Tatort Mannheim)

Dietlind Kreber, Bettina von Cossel, Patrizia S. Prudenzi: Mannheimer Morde. ca. 250 S. Oktober 2007, Hamm am Rhein, Verlag Stefan Kehl ISBN 978-3-935651-90-5
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